Forderung nach Rückkehr zu kooperativer Praxis im Rettungsdienst

Die Fraktion DIE LINKE. im Kreistag kritisiert den unkollegialen Umgang des Kreises mit den DRK-Sanitätern, nachdem sie die Schwierigkeiten und Herausforderungen des Rettungsdienstes im Rahmen eines Praktikumstags beim DRK Mühlheim unmittelbar erlebte

 

Nachdem die Vertragsgespräche zwischen Kreis und DRK zum Jahresende 2018 in eine beispiellose Hinhaltetaktik ausarteten, waren nun der Fraktionsvorsitzende und der Referent der Fraktion DIE LINKE. im Kreistag zu einem Hospitationstag in der Rettungswache Mühlheim zu Gast und durften die Sanitäter eine Schicht lang begleiten.

„Was einem in der Mühlheimer Wache zuallererst auffällt, ist die schwierige bauliche Situation hier vor Ort“, schildert Jona Löbcke, Fraktionsvorsitzender der Kreistagsfraktion seine ersten Eindrücke. „Nur eine Umkleide für männliche und weibliche Mitarbeiter, eine behelfsmäßige Lernkammer für die Auszubildenden und ein einziger Aufenthaltsraum, der aus Platzgründen zeitgleich noch als Küche, Ruheraum und Büro fungiert; so begann unser Rundgang, der dann bei dem provisorisch geflickten Rolltor zum Desinfektionsbereich und einem ganzjährig im Freien stehenden Rettungswagen endete.“ Wahrlich keine Situation, auf die der Kreis als Eigentümer der Wache stolz sein sollte. Zumal ohne den beherzten Einsatz der Kollegen, die viele kleinere und größere Reparaturen in Eigenarbeit leisten, die Situation wohl längst noch dramatischer wäre.

 

Umso erstaunter waren die beiden Hospitanten angesichts der positiven, fast familiären Stimmung unter der Belegschaft der Rettungswache. Dabei ist der Job des Sanitäters auch ohne solche Widrigkeiten bereits nicht einfach – physisch und psychisch. Kaum zu glauben, dass die Verantwortlichen auf Kreisebene es da auf einen derartigen Machtpoker ankommen ließen. Letztlich sitzt man doch im selben Boot – DRK, Johanniter und Eigenbetrieb des Kreises teilen sich das Kreisgebiet zur Versorgung auf – und steht vor denselben strukturellen Problemen, wie dem chronischen Nachwuchs- und Personalmangel der gesamten Branche. Die eigentlichen Leidtragenden waren so die Mitarbeiter des DRK, deren weitere berufliche Zukunft monatelang in der Schwebe blieb. Auch die wenigen vorhandenen Nachwuchskräfte konnten ihre Ausbildungen nicht wie geplant beginnen, sondern mussten diese verschieben, bis endlich Klarheit über die Zukunft des DRK im Kreis Offenbach herrschte.

 

„Wenn man die schwierigen Umstände einerseits und den professionellen Umgang mit der Situation hier vor Ort andererseits sieht, kann man nicht umhin, sich für das Theater zu schämen, das man hier veranstaltet hat, anstatt sich dem DRK als langjährigem Partner gegenüber angemessen kooperativ zu verhalten“, gibt Löbcke zu bedenken. „Unser Tag mit den Kollegen der Rettungswache Mühlheim hat eines klar gezeigt: Die Kollegen leisten hier unter schwierigen Bedingungen und unter außergewöhnlichem persönlichen Einsatz wichtige Arbeit für die Bevölkerung unseres Kreises. Es ist eine Frage des Respekts, dass man sie nicht zum Spielball in einem Vergabepoker um Macht und Einfluss werden lässt.“